Herr Heemskerk, Ihr Unternehmen zählt zu den Vorreitern in Sachen Produktionsautomatisierung. Wann haben Sie damit begonnen, Ihre Fertigung zu mechanisieren – und was waren Ihre Beweggründe?
Lucien Heemskerk: In den ersten Jahren nach Gründung des Unternehmens haben wir noch mit traditionellen Maschinen wie zum Beispiel Drehbänken gearbeitet. In den 1980er Jahren haben wir CNC-Maschinen zum Fräsen und Drehen von Teilen angeschafft. Vor 19 Jahren dann haben wir den ersten Industrieroboter in unsere Fertigungslinie integriert. Ein Novum, denn damals war diese Technologie noch weitgehend der Automobilindustrie vorbehalten. Im Jahr 2010 wurden wir über unseren Vertriebspartner Gibas auf die kollaborierenden Roboter von Universal Robots aufmerksam. Sie haben uns sofort begeistert. Heute haben wir insgesamt acht Cobots der Modelle UR5 und UR10 im Einsatz. Wir verwenden sie zur Beschickung von CNC-Maschinen und zum Reinigen von Werkstücken.
Ich habe schon immer an Automatisierung geglaubt und bin stets auf der Suche nach innovativen Lösungen für unsere Fertigung. Die Arbeitskosten in den Niederlanden sind vergleichsweise hoch – um zu verhindern, dass Jobs ins günstigere Ausland abwandern, müssen wir unsere Produktionsprozesse beständig optimieren. Außerdem möchten wir als Arbeitgeber attraktiv bleiben, indem wir belastende, sich wiederholende Tätigkeiten zunehmend an Maschinen delegieren. Unsere Mitarbeiter übernehmen im Gegenzug Aufgaben, die eine höhere Wertschöpfung erzielen.
Welchen Stellenwert besitzt das Thema Produktionsautomatisierung für Sie?
Lucien Heemskerk: Der Einsatz moderner Technologien ist Teil unserer Unternehmensphilosophie. Sie müssen auf unsere individuellen Bedürfnisse zugeschnitten und rentabel sein. Die Automatisierungslösungen, die wir anwenden, erfüllen beide Kriterien. Automatisierung ist für uns ein Prozess, der nie abgeschlossen ist: Wir halten stets die Augen offen, wie wir unsere Fertigung noch innovativer gestalten können. Im Moment testen wir gerade, wie wir die Technik des 3D-Drucks für uns nutzen können, und experimentieren mit ersten Prototypen.
Wie genau gehen Sie bei der Entwicklung maßgeschneiderter Automatisierungslösungen vor?
Lucien Heemskerk: Ausgangspunkt unserer Überlegungen ist immer das zu bearbeitende Werkstück. Die Fertigungsmethode hängt von der jeweiligen Bestellung ab und den Teilen, die dafür benötigt werden. Wie groß sind sie und in welcher Stückzahl sollen sie produziert werden? Den Produktionsprozess definieren wir in unserer eigenen Entwicklungsabteilung, greifen aber bei Bedarf auch auf Expertise von außen zurück.
Bei der Implementierung der Cobots von Universal Robots und der Auswahl der passenden Peripherieprodukte wie Greifern oder Sensoren hat uns der Universal Robots-Vertriebspartner Gibas unterstützt. Die passende Applikation für unseren ersten UR5 haben wir sogar selbst konstruiert, da es zum damaligen Zeitpunkt nur wenige Anbieter passender Endeffektoren gab.